Hexerei und Satanismus

Mit diesen beiden Begriffen sollte man sehr vorsichtig umgehen. Vor allem soll man sich davor hüten, alle nichtchristlichen religiösen Richtungen in diese Schublade zu stecken. Das Christentum lehrt, wo es einen "Gott" gibt, muss auch ein "Teufel", ein Gegenspieler da sein. Die Alten Religionen, also auch Ásatrú kannten keinen "Satan" oder eine ihm ähnliche Gestalt. Sie wussten, dass nichts nur gut oder nur schlecht ist. Alles Gute hat seine Schattenseiten und es gibt nichts negatives, dass nicht an irgendeiner Stelle positive Auswirkungen hat. Die Germanen hatten Loki, aber Loki ist keine ausschließlich negative Gestalt. Natürlich stichelt er die Asen, wo er kann und natürlich versucht er, ihnen zu schaden, wo es nur geht. Wenn man sich mit Loki beschäftigt, muss man aber auch anerkennen, dass nur er in der Lage war, den Göttern den Spiegel vorzuhalten. Er verhinderte damit, dass sie in Selbstgefälligkeit stagnierten. Die Götter mussten sich immer neues einfallen lassen, um seinen Intrigen zu begegnen. Dadurch konnten sie ihre Fähigkeiten entwickeln und ausbauen. Durch List und Schläue war es auch Loki, der den Asen ihre wichtigsten Attribute und Waffen im Kampf gegen die Riesen verschaffte. Loki zeigt uns, dass Widerstände lebensnotwendig sind, weil sonst keine Entwicklung stattfinden kann. Der Lebenszweck dieser interessanten Gestalt des germanischen Götterpantheons hat nichts mit dem negativen Prinzip des "Satan" zu tun, der das reine Negative dieser Welt verkörpert. Der Satan oder Teufel ist eine von Menschen erdachte Gestalt, völlig unnatürlich, weil es in der Natur nichts rein weißes oder rein schwarzes gibt. Jeder Ding und jedes Lebewesen auf dieser Welt trägt auch seinen Gegensatz in sich.
Die Welt besteht aus Gegensätzen, die im Gleichwicht sein müssen. Jedes Teil kann sich in seinen Gegenpart verwandeln, weil es ihn in sich trägt. Satanismus ist keine Religion, sondern eine sehr gefährliche, lebensfeindliche Perversion all dessen, was den Religionen heilig ist. Hier werden die dunklen Aspekte der Seele geweckt und überbetont. Das Gleichgewicht wird empfindlich gestört. Wer sich ohne Vorbereitung und ohne den Beistand geschulter Fachleute so intensiv mit seinen eigenen dunklen Aspekten beschäftigt, setzt sein Leben und seine (geistige) Gesundheit aufs Spiel. Natürlich soll man sich mit seinen eigenen dunklen Aspekten beschäftigen. Das ist sogar sehr wichtig. Aber dazu sind oft jahrelange Vorbereitungen notwendig. Nur eine innerlich gefestigte Persönlichkeit mit Erfahrungen in Ritualen und schamanischen Praktiken kann es sich erlauben, die Türen zum Keller zu öffnen. Selbst dann sollte man immer mindestens einen Helfer haben. Einen ebenso erfahrenen Menschen, der hilft, diese Türen wieder zu schließen. Man kann die menschliche Psyche durchaus mit einem Haus vergleichen. Es hat Türen, Fenster, wunderschöne, helle Räume... und einen Keller. Die Tür zum Keller, zu den eigenen Ängsten, Psychosen und negativen Erinnerungen kann man relativ leicht öffnen. Aber wenn man nicht verrückt werden will, muss man sie auch wieder schließen können. Wenn das nicht gelingt, werden sich die "Geister" in den Alltag, in die hellen Räume schleichen, wo sie nichts zu suchen haben. Wer noch nicht gelernt hat, mit ihnen umzugehen, wird ihnen zweifelsfrei unterliegen, verrückt werden oder sterben. Jegliche schamanische Tätigkeit bürdet dem Ausübenden eine große Verantwortung auf, der dieser auch gewachsen sein muss.

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